5 verbreitete Stereotype, die nicht ganz stimmen
Italiener, wie sie wirklich sind
Jedes Land und jedes Volk hat seine Macken und das ist auch gut so, denn sie machen uns zu dem was wir sind. Jedoch kennen Sie es sicherlich auch, manchmal ist man mit Klischees konfrontiert, die nicht (ganz) stimmen. Um sich Italien und der Sprache und Kultur wirklich zu nähern, ist es wichtig sich nicht zu sehr von Stereotypen leiten zu lassen. Lernen Sie Italien ohne Voreingenommenheit kennen. Vielleicht ähnelt ihr Lifestyle ja dem Italienischen schon etwas.
Hier ein kurzer erster Einblick in fünf verbreitete Klischees gegenüber Italienern:
1) Spaghetti brechen - ein absolutes No-Go?
Das Internet ist voller "Prank"-Videos in denen Spaghetti, Linguine & Co. vor den Augen von Italienern gebrochen und in den Kochtopf geworfen werden. Dies soll eine schockierte Reaktion auslösen. Aber jetzt mal ganz ehrlich: es ist zwar ungewöhnlich, aber kein Verbrechen. Die oft (schlecht) geschauspielerten Reaktionen beweisen das. Normalerweise bricht der Italiener seine Pasta nicht, aber es gibt ein paar Ausnahmen: für Kinder die noch nicht richtig forchettare können (also die Spaghetti drehen), oder auch für ältere, oder körperlich beeinträchtige Menschen ist es manchmal einfach die Spaghetti zu brechen, oder nach dem Kochen zu zerschneiden. Das einige Italiener das als Sünde sehen, streiten wir hiermit zwar nicht ab, aber am Ende des Tages ist das wichtigste, dass Sie ihre Spaghetti so essen, wie es Ihnen am besten gefällt ... nur bitte nicht mit Ketchup!
2) Mamma ist die Nummer 1 - alles Muttersöhnchen?
Es ist wahr. Italiener leben im (EU)Durchschnitt länger bei ihren Eltern, als die Deutschen und dabei lassen sich viele so lange es geht gerne bemuttern, aber wer würde das nicht tun?! Mamma hat nun mal die Beste. Jedoch macht uns das nicht sofort alle zu Muttersöhnchen. Wichtig dabei zu beachten ist: es gibt einen Unterschied zwischen Abhängigkeit und einem engen Familienleben, welches in Italien üblich ist. Wenn Kinder umziehen, tun sie dies oft nicht sehr weit weg von ihrer Familie bzw. den Eltern, oder sie ziehen gleich in das selbe Mehrfamilienhaus. Das liegt daran, dass in den meisten italienischen Familien großer Wert auf ein enges Zusammenleben gelegt wird. Das führt hier und da natürlich zu Streitereien, aber für viele ist so ein enger Kontakt normal. Die eigene Unabhängigkeit kommt hier bei den meisten aber nicht zu kurz.
Italiener sind aber gleichzeitig auch unter den Top-Auswanderern in der EU. Vor allem die jüngeren Generationen, die wegen angelnder Arbeitsplätze, finanzieller Unsicherheit, oder auch aus politischen Gründen auswandern, sind in der Lage ihr Leben im Ausland sehr gut alleine zu stemmen. Wir wissen wie man in der großen weiten Welt zu leben, aber ein täglicher Anruf bei Mamma, um vielleicht nach Rat zu fragen, darf dabei nicht fehlen.
3) "Ich habe fertig!" - sprechen alle Trapattoni-Deutsch?
Einer der wohl berühmtesten Sätze im deutschen Fußball stammt von einem Italiener. Trapattonis "Ich habe fertig" ist immer wieder Kult, egal ob in Memes, oder im echten Leben. Aber spricht jeder Italiener so? Auch mit so einem Akzent? Nein. Italienisch und Deutsch sind nunmal zwei sehr unterschiedliche Sprachen, sei es grammatikalisch oder lautsprachlich. Laute wie "ch" oder die Wahl zwischen Akkusativ und Dativ lassen so manche Italiener auffliegen, jedoch wächst momentan eine immer mehr sprachaffine Generation heran, die die deutsche Sprache (fast) einwandfrei beherrscht. Egal ob Italiener zweiter und dritter Generation, oder aber auch Italiener die am italienischen Gymnasium die sprachliche Fachrichtung gewählt haben. Auch die älteren Generationen folgen dem Trend: egal ob durch profesionelle Sprachkurse an Schulen, Apps wie Duolingo, oder Video- und Filmplattformen wie Youtube oder Netflix. Viele Italiener legen großen Wert darauf sich zu verbessern und Sie können dabei natürlich helfen. Nur gilt dabei eine ganz wichtige Regel (wie bei allen anderen auch): verbessern ja, veräppeln aber bitte nicht, denn wie gut ist ihr Italienisch?
4) Die Fußballnation Italien - ist es das einzige Hobby der Italiener?
Ja, Fußball ist ein großer Teil Italiens und auch der Kultur. Die Serie-A ist für viele ein fester Bestandteil ihres Wochenplans und wie man bei der EURO2020 bemerkt hat, freuen wir uns auf die Auftritte der Squadra Azzurra. Wenn man sich jedoch mit den jüngeren Generationen und den aktuellen Social Media Trends des Landes befasst, wird schnell klar: uns interessieren viel mehr Dinge als erwartet. Großes Interesse hat sich in den letzten Jahren gegenüber der Fashion-Branche etabliert, auch seitens der männlichen Bevölkerung. Der sogenannte "Hype" von Sneakern und Bekleidung, wie bspw. die von Nike, Adidas und Zara ist groß. Gleichzeitig wird das Thema "Fast Fashion" immer mehr in Videos und Instagram-Beiträgen aufgegriffen. Auch weitere Themen, die in die Richtung von Klima und Politik gehen, beschäftigen aktuell viele Italiener, z.B jahrelang bekanntes wie Feminizide und die Gewalt gegenüber Frauen. Die Hobbies der (jungen) Italiener umfassen viel mehr als man erwarten würde, man muss nur das Klischee des Fußballfanatikers hinter sich lassen.
5) Die Gastronomie als Spezialgebiet - haben Italiener mehr drauf?
Italien und leckeres Essen gehören einfach zusammen. Die italienische Esskultur ist in der Welt weit verbreitet und heißgeliebt. Das ist auch gut so, bis zu einem gewissen Punkt. Wenn man an die Berufe denkt die ein Italiener ausüben könnte, denken viele an Pizzabäcker, Koch und natürlich korrupter Politiker (aber auf letzteres wollen wir erstmal noch nicht eingehen). Das ist auch nichts Verwerfliches, denn so wie die Italiener in der Welt räpresentiert werden, scheint es so als wäre in der Gasto zu arbeiten unsere einzige Bestimmung. Das wir Spitzenreiter in der Branche sind ist kein Geheimniss und das wir dadurch viele Arbeitsplätze garantieren können ist keine Falschaussage, aber die Geschichte und Kultur, sowie der Arbeitmarkt Italiens ist von weitaus mehr als nur der Gastronomie geprägt. Wir sind in vielen Branchen erfolgreich vertreten. Das zeigen auch die zahlreichen Preise, die Italiener in den Jahren für ihre Leistungen gewonnen haben. Beispielsweise der Nobelpreis:
- Guglielmol Marconi - Nobelpreis für Physik (1909)
- Enrico Fermi - Nobelpreis für Physik (1938)
- Giorgio Parisi - Nobelpreis für Physik (2021)
- Giulio Natta - Nobelpreis für Chemie (1963)
- Rita Levi Montalcini - Nobelpreis für Medizin (1986)
- Renato Dulbecco - Nobelpreis für Medizin (1975)
- Franco Modigliani - Nobelpreis für Wirtschaft (1985)
- Giosuè Carducci - Nobelpreis für Literatur (1906)
- Grazia Deledda - Nobelpreis für Literatur (1926)
- Luigi Pirandello - Nobelpreis für Literatur (1934)
Das sind nur einige Namen von Italienern, die Geschichte geschrieben und unsere Kultur und die Welt geprägt haben. Es gibt noch viele weitere, auch heute, die aktuell Geschichte schreiben. Stöbern Sie gerne auch in unseren Artikeln in der Kategorien "Innovation & Forschung" und "Unternehmerschaft und Tourismus" und freuen Sie sich auf weitere Artikel über das wahre Italien. Hier, bei ItaliaQui!