2021: das Jahr der italienischen Siege
“L’Italia s’è desta” - "Italien ist erwacht". Wir könnten diesen Vers aus Mamelis Hymne zitieren, um das Jahr 2021 zu feiern, welches wir bald hinter uns lassen werden. Ein Jahr voller aufregender Siege, von Musik bis zum Sport, das die italienische Kreativität und Entschlossenheit wieder in die Schlagzeilen brachte und eine lange Welle der Begeisterung auch über die italienischen Grenzen hinaus hervorrief.
Auf den müden Gesichtern der Italiener, geschwächt durch eineinhalb Jahre Pandemie, iat endlich wieder ein Lächeln zu sehen. Es begann mit dem 22. Mai, mit dem Måneskin-Sieg beim Eurovision Song Contest 2021 live in Rotterdam. Ihr Lied “Zitti e Buoni”, das der römischen Band bereits den Sieg beim Sanremo-Festival im März und damit den Pass zur Vertretung Italiens beim glanzvollen Jahresfest der europäischen Musik eingebracht hatte, überzeugt das kontinentale Publikum und macht unser Belpaese zum Sieger. Es passierte seit 21 Jahren nicht, seit den Zeiten von Insieme: im Jahr 1992 von Toto Cutugno. Ihr Sieg hatte den Beigeschmack einer Bekräftigung der italienischen Identität in der Welt, einer Erklärung, dass sogar Italien auf kultureller, künstlerischer und musikalischer Ebene noch etwas in die Welt zu exportieren hat. Eine Revanche der italienischen Musik, auf Italienisch, kam auch durch die Verleihung des Golden Globe an Laura Pausini für das Lied “Io Sì” (Seen), dem Soundtrack des Netflix-Films “La vita davanti a sè”.
Und wir dürfen die sportlichen Siege nicht vergessen, die Italien in vielen Disziplinen an die Spitze gebracht haben. Im Juli das national Beliebteste: Roberto Mancini und die “Squadra Azzurra” gewinnen die Europameisterschaft, mit einem herzzerreißenden Endspiel direkt im Land des Brexits und direkt gegen England. Und ohne Angst zu leugnen, kann man sagen, dass die magischen Nächte, die am 11. Juli im Wembley-Stadion ihren Höhepunkt fanden, nicht das Ergebnis einer Reihe von Glücksfällen oder Improvisation waren, sondern mehr als nur eine solide Grundlage haben. Mancini konnte dem italienischen Team eine Stabilität verleihen, von der die italienischen Regierungen auf politischer Ebene nur träumen könnte: Seit 2018 und 36 Spielen hat seine Mannschaft nie verloren. Es ist ein Sieg der Nationalmannschaft, der das Ergebnis einer klaren und pragmatischen Perspektive, ständigem Engagement und Entschlossenheit ist. Vielleicht ein Wunder, ja, aber das geschah dank harter Arbeit und mit fest auf dem Boden bleibenden Füßen.
Das Schicksal wollte, dass am selben Tag, an dem das siegreiche Finale der Fußball-Europameisterschaft ausgetragen wurde, die Herzen der Italiener auch für ein weiteres unumgängliches Spiel stark schlugen: Zum ersten Mal in der 134-jährigen Geschichte des Wimbledon-Turniers hat ein Italiener im Finale gespielt. Die Rede ist von Matteo Berrettini, dem Tennisspieler, der Novak Djokovic am 11. Juli 2021 herausgefordert hat. Obwohl er seinen viel erfahreneren Gegner nicht besiegen konnte, zeigte Berrettini in vier hart umkämpften Sätzen großes Talent und Enthusiasmus, ohne einen Schatten von Selbstzweifel.
Die vielleicht unerwartetsten und aufregendsten Sportsiege kamen jedoch aus Tokio 2020, wo Italien einen neuen Rekord aufgestellt und die Anzahl der bisher bei den Olympischen Spielen gewonnenen Medaillen übertroffen hat: 40. Unter diesen ist die unglaubliche Leistung von Marcell Jacobs, der nicht nur Geschichte schrieb, weil er als erster Italiener das Finale für die 100 Meter erreichte, sondern vor allem, weil er das Rennen mit dem neuen Europarekord von 9 "80 beendete. Zum ersten Mal in der Geschichte ist ein Italiener der schnellste Mann der Welt. Jacobs gewann außerdem noch mit Lorenzo Patta, Eseosa Desalu und Filippo Tortu eine weitere Goldmedaille in der 4 × 100-Staffel, in einem weiteren denkwürdigen Finale, das alle angesichts dieses historischen Ereignisses für Italien euphorisch machte. Eine weitere großartige Leistung war die von Gianmarco Tamberi, der fünf Jahre nach seiner Knöchelverletzung, die ihn zum Aufgeben der Olympischen Spiele in Rio gezwungen hatte, Gold im Hochsprung holte.
Die Liste der denkwürdigen Momente, der Revanchen, ist noch sehr lang. Gold bei den Paralympics durch Bebe Vio in Tokio im Fechten ist vielleicht das prominenteste Beispiel. Es war ein Sieg, nach einer sehr schweren Verletzung, einer Staphylokokkeninfektion, der die Amputation der linken Extremität innerhalb von zwei Wochen erfolgte und der Tod innerhalb kurzer Zeit hervorgesagt worden war. Doch da steht sie auf der obersten Stufe des Podiums, mit einem Kommentar, der eine Lektion fürs Leben ist: "Wenn es unmöglich erscheint, dann ist es machbar".
Miit dem Ende des Sommers kamen zwei neue, große Siege: Italien triumphierte bei der Volleyball-Europameisterschaft der Frauen am 4. September und der Männer am 19. September gegen Serbien bzw. Slowenien und krönte das unglaublichste “blaue” Jahr der italienischen Sportgeschichte.
Diese unglaubliche Reihenfolge an Auszeichnungen und Siegen, die Italien 2021 erlebt hat, hat uns zunächst fast ungläubig gemacht. Tatsächlich kommt es oft vor, dass wir Italiener wenig Vertrauen in uns haben und kurz an unseren Fähigkeiten zweifeln. Es ist nicht zu leugnen, dass was die Welt an uns bewundert, in ferner Vergangenheit verloren gegangen ist. Doch ohne auf die Renaissance, die Grand Tour und Goethes Reisen zurückgreifen zu müssen, vergisst man fast, dass das Land ein Vorbild für Europa war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg staunten unsere europäischen Kollegen nicht schlecht, als unser vom Krieg zerstörtes und Faschismus getretenes Land mit einer stark landwirtschaftlich geprägten und eher rückständigen Wirtschaft durch ein beispielloses Wirtschaftswunder an die Spitze der Industrienationen schoss. Ohne das Italien der sechziger und siebziger Jahre zu vergessen, das als politisches und soziales nicht nur Intellektuelle faszinierte, seit den neunziger Jahren ist Italien als Land der Korruption, der politischen Instabilität, der Kommandanten, die das sinkende Schiff verlassen, berüchtigt. Die endlosen Jahre der Krise und nun auch der Pandemie, die Italien unerwartet und heftig traf wie Hagel an einem Sommertag, schienen einen Grabstein für unsere Zukunft gelegt zu haben und ein Klima der traurigen Resignation.
Aber dann kam 2021, das dem Land etwas beibrachte. Erstmal nach vorne schauen. Sollten sich die Prognosen der EU-Kommission zu den Wachstumsschätzungen Italiens bewahrheiten, dürfte das BIP 2021 auf +5 % und 2022 auf 4,2 % steigen. Und obwohl es noch viel zu tun gibt und viele wirtschaftliche und soziale Wunden zu heilen sind, hat uns dieses Jahr der Revanche daran erinnert, dass es selbst wenn man in die Knie gezwungen wird, es nicht für immer anhält. Sie können von vorne beginnen und ja, Sie können auch gewinnen.
Valentina Pinton
Ambo! Terno! Quaterna! Tombola!
Italienische Weihnachtsspiele und die neue Normalität
„Ambo! Terno! Quaterna! Tombolaaaaa!!!“ : diese Wörter hört man häufig bei den Familien oder im Freundeskreis in Italien in der Adventszeit und rund um Silvester.
Die Abende sind lang und kalt, die Luft riecht nach Holz und Mandarinen. Man trifft sich häufig mit Freunden und Verwandten bei jemandem zuhause und es wird zusammengespielt: Alle, von kleinen Kindern bis zu den Urgroßeltern. Es wird laut gelacht, gesungen, geknabbert und diskutiert... Hauptsache laut.
Bis einer auffällig wegschaut und aus einem Säckchen ein rundes Holzstückchen herausholt und die darauf im Rot gravierte Zahl laut vorließt: „Gambe di Donna! Zwei!!!!“
Plötzlich werden alle leise, jeder nimmt Platz und holt sich seine „Cartella“ mit vielen Zahlen. Der alte Nonno schreit: „Waaaas? Ich habe nichts gehört! Nochmal!“. Die Mamma dreht sich zu dem kleinen Mädchen um und sagt „Ja, meine Liebe genau das ist die zwei! Aber...Wo hast du eigentlich schon gelernt Zahlen zu lesen??“. Und so spielen alle weiter und sind gemütlich beisammen jedes Alter, entspannt und die Hauptsache ist Spaß zu haben.
Was ist eigentlich die Tombola?
Ursprünglich war die Tombola ein in Italien übliches Lottospiel, bei dem die Lose aus einer Trommel gezogen wurden, bis der Erste in der Runde 2 Zahlen in einer Reihe auf seinem Zahlenschema erwischt (Ambo), dann Drei (Terno), Vier (Quaterna) und zum Schluss: TOMBOLA! Wer alle Zahlen auf einmal hat, dergewinnt! Da die Zettel oder, typischerweise, Holzstückchen, mit den Losnummern in der Trommel durcheinanderpurzelten (auf Italienisch: Tombolare) erhielt diese Art der Lotterie ihren charakteristischen Namen.
Tombolas wurden hauptsächlich in den Familien von Weihnachten bis zum Dreikönigsfest, oder als größere Veranstaltung bei Volksfesten oder im Fernsehen gespielt.
In der Pandemie hat Valentina Fazio, eine sehr engagierte Italienerin aus München, ein Modell und ein Format für eine online Tombola entwickelt hat, um die Tradition aufrecht zu halten und um die Leute zu unterhalten. Sie konnten sich so auch per Videokonferenz treffen und einen wohltätigen Zweck unterstützen. Die Idee entstand tatsächlich, um etwas gegen die Einsamkeit während des Lockdowns zu unternehmen und um ein Projekt für Bedürftige Kinder zu unterstützen- ebenfalls ein Projekt eines engagierten Italieners in München seit Jahren verfolgt, zu unterstützen. Ein voller Erfolg!
Valentina wurde wieder und wieder gebeten die Tombola zu wiederholen und weitere Projekte zu unterstützen. Die Onlinetombola war so ein Erfolg, dass auch verschiedene Vereine sich anschlossen um ebenfalls eine Tombola zu veranstalten.
Heute am 5.Dezember ist es wieder Zeit für die Tombola von Valentina Fazio!
Am Mittwoch 8. Dezember feiern auch die Lions Mediterraneo ihre Weihnachtsfeier mit dieser neue Tradition.
...und wir? Wir sind auch dabei!