Interview mit Marco Montemarano
Dozent an der SDi in München, Übersetzer, Speaker und Schriftsteller
Wieso sind sie nach Bayern gekommen und wieso sind Sie geblieben?
Im Jahr 1990 war ich sehr unentschlossen über meine Zukunft. Ich hatte ein Jahr zuvor mein Jurastudium absolviert und in Italien schien es mir, als würde ich nicht für meine Fähigkeiten geschätzt werden. Deshalb überlegte ich ernsthaft, ins Ausland zu gehen. Die Gelegenheit bot sich mir, durch die Begegnung mit einer jungen Frau, die kurz vor dem Umzug nach München stand. Für sie bin ich nach Bayern gekommen, aber bin aus zwei Gründen geblieben: weil ich eine Leidenschaft für die deutsche Sprache hatte und das Gefühl, dass Deutschland ein Land ist, in dem ich mehr Möglichkeiten hätte haben können.
Wo haben Sie Deutsch gelernt?
Ich habe Deutsch am Sprachen und Dolmetscher Institut gelernt, einer Universität für Übersetzer und Dolmetscher, die auch Deutschkurse organisiert. Später wurde das SDI auch die Schule, an der ich nun als Lehrer arbeite: dort unterrichte ich das Übersetzen von juristischen Texten aus dem Deutschen ins Italienische.
Welche Vorteile haben Sie im Alltag durch Ihr Italienisch-Sein?
Ich habe sehr auf mein Italienisch-Sein gesetzt: das zusammen mit meiner Leidenschaft für Sprachen und für die Beziehung zwischen der deutschen und der italienischen Sprache waren grundlegend für meinen Weg in der Arbeitswelt in Deutschland. Mein Italienisch-Sein spielte auch eine entscheidende Rolle, als ich als Redner für ein italienisches Programm im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eingestellt wurde, das es heute nicht mehr gibt. Von diesem Moment an begann ich auch in Tonstudios zu arbeiten, wobei ich mir zunutze machte italienischer Muttersprachler zu sein und Erfahrung als Sprecher mit engem Bezug zur italienischen Sprache gesammelt habe. Also nicht nur Italienischkurse, sondern auch Tutorials auf Italienisch für italienische Filialen deutscher Firmen und Werbespots. Außerdem arbeite ich seit einiger Zeit mit der Zeitschrift "Adesso" (“Jetzt”) zusammen, die heute zur Gruppe der “Zeit” gehört, deren Audioprodukt mir auch aufgrund meiner Erfahrungen im Audio-Produktionsbereich und Unterrichten der italienischen Sprache anvertraut wurde.
Gibt es Aspekte in Ihrem Berufsleben, in denen Sie glauben, dass sich Ihr Italienisch-Sein als Mehrwert entpuppt?
Ich würde sagen, in allem, denn alle meine beruflichen Tätigkeiten als Lehrer, Übersetzer, Textautor und Sprecher mit der italienischen Sprache und der Vermittlung der italienischen Sprache in die deutsche Kultur zu tun haben.
Wie artikulieren sich aus Ihrer beruflichen Erfahrung die kulturellen Bindungen zwischen Italien und Bayern?
Die Veröffentlichung meines ersten Buches im Jahr 2013 brachte mich dazu in Italien zu promovieren und gab mir die Möglichkeit, eine Anthologie italienischer Schriftsteller zu pflegen, die in München sind. Dadurch bin ich nicht nur in Italien, sondern auch in Bayern der italienischen Kultur näher gekommen, habe mich in italienische Kreise eingebracht oder in jene die an der italienischen Kultur interessiert waren.
Was würden Sie jemandem sagen, um zu motivieren, Italienisch zu lernen?
Die Ansicht, Italienisch sei die schönste Sprache der Welt, stimmt absolut, ich glaube fest daran. Ich denke auch, dass Italien, obwohl es kulturell oder wirtschaftlich im Niedergang erscheinen mag, wirklich viel zu sagen hat, auch auf europäischer Ebene. Ich würde auch sagen, dass man sich, wenn man Italienisch spricht, in Italien wirklich zu Hause fühlen kann, einem Land, das ein sehr, sehr einladender Ort sein kann.
Welches ist Ihr italienisches Lieblingswort?
Buch.
Valentina Pinton
Übersetzung von Matilda Madonna